Drei Fragen – Drei Antworten … mit Dr. Thorsten Latzel

Pünktlich zum Schulstart beginnen wir mit einer kleinen Interviewreihe auf der Schulstiftungshomepage. Interessante Persönlichkeiten beantworten drei Fragen rund um das Thema Schule und Kirche. Den Anfang macht der Präses der Evangelischen Kirche im Rheinland, Dr. Thorsten Latzel.

 

Herr Latzel, welche Erinnerungen haben Sie an Ihre eigene Schulzeit?

Ich bin sehr gerne zur Schule gegangen, zumindest meistens. Es war für mich eine Möglichkeit, etwas aus mir zu machen, Freund-/innen zu treffen, neue Dinge kennenzulernen. Ohne sie wäre ich nicht das, was ich heute bin. Natürlich gab es auch manchmal seltsame Menschen, Lehrer-/innen wie Schüler-/innen. Insgesamt war meine Schulzeit aber wirklich schön und wohlbehütet. Erst in der städtischen Grundschule, dann auf dem Gymnasium Schloss Wittgenstein, oben auf einem Berg, mitten im Wald. Für mich ist lernen zu können, ein echtes Privileg.

 

Warum ist das Engagement der EKiR in der schulischen Bildung wichtig?

Glauben und Religion gehören zum Menschsein dazu. Jeder Mensch hat daher ein Recht, sich auch religiös zu bilden und individuell zu entfalten – so ist es auch im Grundgesetz verankert. Als evangelische Kirche ist uns dabei gerade wichtig, dass Glauben, Denken und ethisches Handeln zusammengehören. Schule ist ein Ort, wo dies in besonderer Weise gelernt werden kann.

Zugleich soll das Evangelium auch praktisch im Schulalltag spürbar werden, hier verbringen Kinder und Jugendliche schließlich den größten Teil ihres Tages. Das ist für mich persönlich ein wichtiger Aspekt. Durch Religionsunterricht ebenso wie durch Schulseelsorge oder Gottesdienste bringen wir uns deshalb auch an staatlichen Schulen ein, um das Miteinander zu stärken und zu fördern.

An unseren eigenen Schulen haben wir darüber hinaus noch weitere Möglichkeiten. Hier ist das Evangelium von Jesus Christus als Tiefendimension im gesamten Schulleben zu spüren. Das fängt schon bei der liebevollen, wertschätzenden Gestaltung des gesamten Schulgeländes an und prägt die gesamte Kultur des Umgangs miteinander. Es gibt eigene Räume und Zeiten für geistliche Erfahrungen. Eine Grunddimension des christlichen Glaubens ist dort auch im Mathe-, Physik- oder Lateinunterricht erfahrbar: Wir achten aufeinander und sind für einander da! So wird etwas von der unbedingten Liebe Gottes zu allen Menschen erlebbar. Gerade Kinder und Jugendliche brauchen die Möglichkeit, sich auszuprobieren, Fehler zu machen und Erfolge zu feiern.

Das evangelische Profil unserer Schulen trägt mit dazu bei, dass es bei der Schulbildung immer auch um Herzens- und Lebensbildung geht. Das Engagement der Schulstiftung hilft uns, dass wir diesen hohen pädagogischen Standard an unseren Schulen anbieten können.

 

Was wünschen Sie den Schülerinnen und Schülern und den Lehrkräften für das nun beginnende Schuljahr 2021/2022?

Ich bin selbst Vater von drei Jugendlichen und meine Frau ist Lehrerin. Daher bekomme ich zuhause mit, wie anstrengend die Corona-Zeit oft für Schüler-/innen gewesen ist – und mit wie viel Engagement Lehrkräfte versucht haben, auch unter den Pandemie-Bedingungen möglichst guten Unterricht zu machen. Mein herzlicher Dank gilt daher beiden Gruppen, Schüler-/innen wie Lehrer-/innen: Was Ihr und Sie in dieser Zeit geleistet habt bzw. haben, ist großartig: sich nicht von dem Virus bestimmen zu lassen, sondern trotzdem das zu leben, wofür wir gemeinsam stehen – für eine Gesellschaft, in der wir auf einander achten, Vielfalt leben, gemeinsam Schwierigkeiten bewältigen und das Beste für unsere Schöpfung suchen.

Ich hoffe sehr, dass das kommende Jahr etwas einfacher wird, freue mich auf hoffentlich viele Begegnungen und wünsche Euch und Ihnen Freude, Trotz, Mut, Kraft und vor allem Gottes Segen.

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