Gute Startchancen für geflüchtete Jugendliche

Ministerin Spiegel besucht ehemaliges Internat des PSG

Text: Marion Unger

Auf der Suche nach einer neuen Heimat finden 24 männliche Jugendliche aus Syrien, Afghanistan, Somalia und Eritrea im Alter von 13 bis 18 Jahren in Meisenheim ein Zuhause. Im „Haus Rhein“, dem ehemaligen Jungen-Internat des Paul-Schneider-Gymnasiums (PSG) war Anne Spiegel, rheinland-pfälzische Ministerin für Familie, Frauen, Jugend, Integration und Verbraucherschutz, zu Gast. Sie würdigte bei einem Besuch der interkulturellen Wohngruppe für unbegleitete minderjährige Flüchtlinge der Arbeiterwohlfahrt (AWO) Südwest die Leistungen des Trägers sowie des PSG bei der Integration der Jugendlichen.

Die Verzahnung mit dem Bildungssystem trägt in den Augen von Ministerin Spiegel entscheidend dazu bei, dass den jungen Leuten gute Startchancen in der deutschen Gesellschaft geboten werden. Darum arbeitet die AWO mit drei Schulen zusammen: Dem PSG, der Realschule plus vor Ort sowie mit der Berufsbildenden Schule in Kirn, sodass Möglichkeiten für verschiedene Bildungsabschlüsse bestehen. „Die Integration einer so sensiblen Gruppe kann nur in einem gut funktionierenden Netzwerk gelingen“, betonte sie. „Die Jugendlichen kommen ohne Eltern, ohne Familie und Freunde in ein fremdes Land mit fremder Kultur und brauchen daher besondere Unterstützung.“ Ihr Dank galt daher den zahlreichen Menschen, die sich haupt- und ehrenamtlich für die jungen Geflüchteten einsetzen.

Anne Spiegel beschrieb die sich verändernde Stimmung in der Gesellschaft, die sich in feindseligen und gewaltsamen Handlungen gegenüber Geflüchteten und Minderheiten äußere. An alle Beteiligten richtete sie die Bitte: „Bleiben Sie so engagiert, denn nur zusammen sind wir stark gegen Rassismus und Antisemitismus.“

Derzeit besuchen vier junge Männer aus der Wohngruppe das PSG: jeweils einer die Jahrgangsstufen 10 und 11, zwei die Jahrgangsstufe 12. In der 10. Klasse bereitet sich Karam Sharafeddin auf die Studienstufe vor. „Ich möchte hier mein Abitur machen und überlege mir, ob ich später noch studieren will“, beschreibt er seine Zukunftspläne. Sowohl Schulleiterin Karin Hofmann als auch Mathias Gierig, Einrichtungsleiter der AWO, bescheinigen dem gebürtigen Syrer gute Voraussetzungen für den angestrebten Schulabschluss. Gierig ist sich sicher. „Karam hat gute Prognosen, er wird sich hier ins Berufsleben integrieren und in Deutschland eine Familie gründen“,

Der Weg zu einer solchen Erfolgsgeschichte war für das PSG nicht leicht. „Wir mussten am Anfang sehr kreativ sein, denn es gab keinerlei Vorgaben“, berichtet Karin Hofmann. Zusammen mit der Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion in Koblenz, die das Projekt stark unterstützt habe, wurden die Voraussetzungen für eine Schullaufbahn der Jugendlichen bis zum Abitur geschaffen. Für die Schüler galt es zunächst, die Zulassung zur Studienstufe zu erlangen. Dafür absolvierten die meisten von ihnen die 10. Klasse zwei Mal. „Wir haben eine Förderklasse mit Schwerpunkten in bestimmten Fächern gebildet, damit die Schüler vor allem die Sprache lernen konnten“, erklärt Karin Hofmann.

Um den Schülern das Verständnis des Unterrichtsstoffes zu erleichtern, wurden Aufgabenstellungen in Klassen- oder Kursarbeiten ins Englische übersetzt. Eine Deutschlehrerin übertrug die Pflichtlektüre „Emilia Galotti“ in ein umgangssprachliches Deutsch, um den Zugang zu dieser Literatur zu ermöglichen. Einzelunterricht eines pensionierten Lehrers des PSG trug dazu bei, dass die vier Jugendlichen jetzt auf einem guten Weg sind. Besonders hilfreich sind nach den Worten von Schulleiterin Hofmann die Mitschüler der jungen Geflüchteten sowie deren Eltern, die das Projekt von Anfang an engagiert mitgetragen haben.

Foto: Marion Unger

Bildbeschreibung: Einen Satz Billard-Queues brachte Integrationsministerin Anne Spiegel (rechts) mit für die Interkulturelle Wohngruppe. Von links: Hamid Asghari, Einrichtungsleiter Mathias Gierig, Ashkan Ghasemi, Ibrahim Ahmed Ali und AWO-Geschäftsführer Peter Barrois.

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