Tatkräftige Unterstützung

Tatkräftige Unterstützung: Stufe Q2 hilft den Opfern der Flutkatastrophe in Rheinland-Pfalz

Rund fünfzig Schüler und Schülerinnen der Q2 des Amos-Comenius-Gymnasiums in Bonn halfen vor den Herbstferien in verschiedenen Einsätzen den Opfern der Flutkatastrophe in Rheinland-Pfalz. Der von Lehrern und Lehrerinnen der Stufe und zahlreichen Eltern organisierte Hilfseinsatz im Ahrtal, bei einer Winzergenossenschaft und in Heimerzheim verlangte den jungen Menschen viel ab, dennoch erklärten einige von ihnen, auch weiterhin dort helfen zu wollen. Hier sind einige Berichte der Schüler/innen und Lehrerinnen:

 

Helfen beim Winzer im Ahrtal – eine bedrückende und beeindruckende Erfahrung

Wir waren  in zwei Gruppen geteilt unter anderem in Mayschoß an der Ahr, um die Winzer vor Ort zu unterstützen. Die größere Gruppe ist beim Treffpunkt geblieben, die kleinere ist weiter zu einem anderen Weinberg gefahren. In dieser Gruppe haben wir zu acht einem Ehepaar mit ihrer Tochter geholfen. Angefangen haben wir auf einem sehr steilen Hang bei dem die Lese der Weintrauben anstrengender war als erwartet. Zur Mittagspause sind wir ins Dorf gefahren und haben bei einer von zwei Essensausgaben gegessen und sind im Anschluss zu einem weiteren Weinberg gefahren. Ich war nicht das erste Mal zum Helfen im Ahrtal und hatte deswegen schon eine Vorstellung, wie es in dem Gebiet aussieht, aber für die Mitschüler/innen, die das erste Mal hier waren, war es sehr bedrückend und teilweise auch schockierend was für Auswirkungen die Kraft des Wassers hat. Für mich ist es daher umso beeindruckender, wie stark die betroffenen Menschen sind und wie schnell das Aufräumen läuft. Beim Helfen ist das Gefühl aber gar nicht so präsent, erst wenn man zur Ruhe kommt und darüber redet und nachdenkt. Die Hilfsaktion ist gut gelungen und ich glaube, die Winzer haben sich sehr über unsere Hilfe gefreut.

Von Henri Berger (Stufe Q2)

(Foto + Titelbild: Graeser)

 

Je weniger man hat, umso mehr teilt man

Wir haben die Trauben in einem Weinstock geschnitten und die faulen, schimmligen oder matschigen Beeren herausgepickt. Damit waren wir den ganzen Vormittag beschäftigt. Der Winzer konnte die Rebstöcke nicht in Schuss halten, weil er sich um sein zerstörtes Haus und seine Familie im Ort kümmern musste. Wir hatten kleine Eimer, in die wir die geernteten Trauben legten. Der Winzer hat diese dann in einer Butte auf dem Rücken nach unten getragen. Mich machen die Besuche an der Ahr immer demütig. Die Menschen haben dort alles verloren. Das
könnten wir sein, es ist so nah und direkt. Deshalb ist es für mich selbstverständlich und es steht außer Frage, dort zu helfen!

Manchmal denke ich, es ist alles so unfair, dass wir hier unser Leben ohne Sorgen führen können und uns über Nichtigkeiten aufregen, wohingegen diese Menschen nun um Selbstverständlichkeiten kämpfen müssen, z.B. Strom oder frisches Wasser zu haben. Was mich bei den Begegnungen immer wieder überrascht und fasziniert, sind die tollen Gemeinschaft und die riesige Hilfsbereitschaft. Je weniger man hat, umso mehr teilt man.

Von Marius Hintze (Stufe Q2)

 

Erzählungen machen die Flut erfahrbar

Wir waren im Rahmen der Fluthilfe mit ungefähr 20 Schüler/innen im Ahrtal um bei der Weinlese zu helfen. In den Weinbergen war tatsächlich vergleichbar wenig von der Katastrophe zu erkennen und wir konnten im strahlenden Sonnenschein die Trauben lesen. Nur durch die Erzählungen des Winzers konnte man die wirklichen Ausmaße der Flut erahnen und wie sehr die Flutnacht die Anwohner/innen dort geprägt hat. Der Winzer war super dankbar für unsere Hilfe und die ganze Ahrhilfe in den letzten Monaten im Allgemeinen. Es hat Spaß gemacht praktisch zu helfen und ich hatte das Gefühl, dass wir an dem Tag dem Winzer dort auf jeden Fall gut weiterhelfen konnten.

Von Jule Kliebisch (Stufe Q2)

 

Ein schönes Gefühl der Solidarität – Helfen beim Weinflaschenreinigen im Ahrtal

Wir haben bei der  Winzerhilfe im Ahrtal geholfen. Während des Hochwassers stand hier ein  Weinlager unter Wasser. Dadurch wurde der Wein, welcher in „Käfigen“ gelagert wurde, von außen beschmutzt. Unsere Aufgabe war es, den Wein aus den Käfigen zu entnehmen und den groben Schmutz weg zu rubbeln und anschließend sortiert in Holzkisten zu legen, damit er für die nächsten Säuberungsschritte bereit ist. Einige von uns haben  auch beim Flaschenspülen geholfen.

Wir haben uns gegenseitig geholfen und die Arbeit gut aufgeteilt, es hat sogar Spaß gemacht. Die Lehrer haben natürlich mit angepackt und man konnte sie mal von der privaten Seite betrachten, da wir zu diesem Zeitpunkt alle gleichberechtigt als Helfer/-innen da waren. Das gemeinsame Essen war nach der Arbeit besonders entspannend.

Die Folgen der Flut vor Ort zu erleben, hat natürlich besondere Eindrücke hinterlassen. Man sah die verlassenen und kaputten Häuser, die weggespülte Brücke und die abgebauten Zugschienen mit seinen eigenen Augen. Da hätte man ruhig früher zum helfen kommen können, habe ich mir gedacht. Man konnte sich kaum vorstellen, dass dieser kleine Bach einen solch immense Höhe erreichen konnte. Auf der anderen Seite war die Stimmung vor Ort sehr optimistisch. Viele freiwillige helfende Hände, viel Gelächter und gemeinsames Essen. Es war ein schönes Gefühl der Solidarität. Insgesamt war die Fluthilfe eine sehr wichtige Erfahrung und ich bin froh, dass ich daran teilgenommen habe. Ich finde so etwas sollte die Schule öfter unternehmen.

Von  Afeef Neiroukh (Stufe Q2)

(Foto: Pagels)

 

Weiterhin Hilfe benötigt

Vor Ort erwartete uns trotz aller Arbeiten, die offensichtlich schon getan waren (immerhin gibt es wieder eine provisorische Straße bis Dernau), ein Bild der Zerstörung. Uns wurde erklärt, dass das Wasser nicht nur die immens hohe Halle bis zur Decke gefüllt hatte, sondern auch noch die Etage darüber bis zum Oberschenkel. Schrecklich, das Ausmaß der Zerstörung in den Straßen und hier in der Halle der Winzergenossenschaft zu sehen. Schön und bewegend ist dagegen das Ausmaß an Solidarität. Denn wir waren nicht die einzigen, die an diesem Tag in Mayschoß waren.

Und schon gar nicht die ersten. Genau diese Solidarität wird auch in Zukunft noch sehr wichtig sein, um all die Dinge zu tun, die noch zu tun sind. Denn obwohl wir heute zweimal vier Großbehälter, also ca. 5000 Flaschen, “weggeschafft” haben, war es trotz allem nur ein Tropfen auf den heißen Stein, warten noch genügend andere auf ihre Säuberung. Leider geht die allgemeine Aufmerksamkeit zurück und damit auch das Aufkommen an den Helfenden. Wer also volljährig ist und mit anpacken möchte, kann sich gern bei einer der zahlreichen Anlaufstellen melden, z.B. bei

Helfer Shuttle

Von Birgit Gräser (Lehrerin)

 

Fluthilfe in Heimerzheim

Als wir nach Heimerzheim fuhren, um zu helfen, dachte ich, dass ich dort irgendetwas beitragen oder hinbringen könnte, meine Zeit, meine Kraft, irgendwas, was ich kann. Überraschenderweise war das Wichtigste jedoch, dass ich mich bereiterklärte, etwas abzuholen, auf mich zu nehmen, abzunehmen: Worte, Erinnerungen, Erfahrungen wie Schuttberge, die sich nur abtragen lassen, indem Menschen kommen und Hilfe anbieten, indem jede und jeder ein wenig zuhört, das Herz und die Arme öffnet und Anteil nimmt an dem Unfassbaren, was die Menschen dort überrollt hat.

Zunächst waren wir damit beschäftigt, Sachspenden zu katalogisieren. Bücher, Kleidung und alle möglichen Haushaltsgegenstände waren in einer Halle gesammelt und mussten aufgelistet werden. Gegen Abend fuhren wir in ein Gemeindehaus, wo wir dabei halfen, Essen auszugeben an Menschen, die in ihrem Haus nicht mehr kochen konnten. Zunächst hatte ich das Gefühl, dass wir gar nicht so viel geschafft hatten, aber besonders, als wir hier mit den Menschen am Tisch saßen, verstand ich, wie wichtig es war, dass wir gekommen waren. Die Leute, mit denen wir sprachen, freuten sich so sehr darüber. Viele haben uns von ihren Erlebnissen erzählt. Es war total gut, dass wir das gemacht haben und es gibt noch immer richtig viel zu tun.

Von Julia Ebel (Stufe Q2)

(Foto: Julia Ebel)

 

Hilfe bei der Essensvorbereitung  und der Inventarisierung von Spenden

Wir haben uns an der Essensvorbereitung der Helfer/-innen in den Flutgebieten im Evangelischen Gemeindezentrum beteiligt. Die Heimerzheimer, die ihr Hab und Gut verloren haben, als die Swist allem Anschein zum Trotz am 14. Juli zum bedrohlichen Monster wurde, ihre Wohnungen flutete und ihren Besitz in einer schlammig-braunen, stinkenden Brühe vernichtete, genießen hier eine warme Mahlzeit, die sie sich in Ermangelung von Strom und Gas, oftmals auch noch Wasser, selbst nicht zubereiten können. Und viel wichtiger noch: Sie teilen sich hier mit und werden hier getröstet. Sie erfahren Gemeinschaft und Anteilnahme. Ihre belastenden Erfahrungen und die Bilder der Zerstörung quälen sie, auch noch fast drei Monate nach der Flut. Dieses Mal konnten auch wir ihnen bei dem gemeinsamen Essen zuhören, ihre Nöte teilen und so wenigstens kurzzeitig ein bisschen helfen.

Im Pfarrzentrum des Ortes stapeln sich Sachspenden. Wir sind angerückt, um sie zu sichten, aufzulisten und Klarheit zu schaffen über den Inhalt der vielen nicht ausgepackten Kartons. Ob Wasserkocher, Geschirr, Kinderbücher, Kabel aller Art, Kaffeemaschinen, alles wurde von uns erfasst, geordnet und photographiert. Wir Lehrkräfte sind beeindruckt von unseren Schülerinnen und Schülern bei der Aktion: von ihrer Fähigkeit zu erkennen, wie man vorgehen muss, der reibungslosen Abstimmung unter ihnen und ihrer durchdachten und engagierten Art, anzupacken. Wir haben uns über diesen freiwilligen Einsatz sehr gefreut – und die Gemeindevertreter/innen freuten sich über die gewonnene Übersicht über die Spenden.

Von Margarete Müller-Marsall (Lehrerin)

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